Accademia Vergani

Reisebericht Bergamo - ein Geheimtipp in der Lombardei

Für die meisten gilt Bergamo als nicht gerade attraktive Industriestadt und ist bestenfalls noch als Flughafen für Billig-Airlines bekannt. Dabei ist Bergamo schlichtweg grandios und wohl einer der reizvollsten Orte der Lombardei. Und nebenbei erwähnt: Auch der Flughafen hat sich zum drittgrössten des Landes gemausert!

(Bild: Flavia Vergani)

 

Für die meisten gilt Bergamo als nicht gerade attraktive Industriestadt und ist bestenfalls noch als Flughafen für Billig-Airlines bekannt. Dabei ist Bergamo schlichtweg grandios und wohl einer der reizvollsten Orte der Lombardei. Und nebenbei erwähnt: Auch der Flughafen hat sich zum drittgrössten des Landes gemausert!

Bergamo wird völlig unterschätzt. Unbedacht lässt man diese Hübsche links liegen, rauscht vorbei und verpasst damit eine der vielleicht schönsten Städte Norditaliens. Zugegeben, die neue Stadt Bergamo in der Ebene mit der hektischen Betriebsamkeit und den grossen Industriegebieten, den Einkaufszentren und Wohnblocks und dem nahe gelegenen Flughafen ist nicht gerade berauschend. Aber sie beschert der Stadt eine für italienische Verhältnisse sensationelle Beschäftigungsquote und damit einen hohen Lebensstandard. Vor allem im 20. Jahrhundert machte sich die Textil- und Seidenindustrie am Fusse der Altstadt breit und entwickelte sich da schnell zum Wirtschaftszentrum. Der eigentliche Mittelpunkt Bergamos aber steht stolz und erhaben wie eine Burg auf dem Hügel. Die Città Vechia, die Altstadt, ist das Herz und der Stolz der Bergamasken. Hoch kommt man in die Città Alta am einfachsten mit dem Funicolar, der Standseilbahn, und steigt in einer anderen Epoche aus. Le Corbusier nannte Bergamo ehrfurchtsvoll die «verehrungswürdige Unbekannte». Seiner Ansicht nach gehört die zentrale Piazza Vecchia mit dem uralten Rathaus, dem Stadtturm, Dom und der Santa Maria Maggiore zu den schönsten Plätzen der Welt. Er meinte sogar, wer auch nur einen Stein verändere, würde ein Verbrechen begehen. Die Stadtoberen sahen das wohl genauso, heute steht die gesamte historische Altstadt unter Denkmalschutz und ist weitgehend verkehrsfrei. Perfekte Bedingungen also für eine kleine Zeitreise.

Wer sich auf die lombardische Schönheit einlässt, atmet Geschichte: Kelten, Byzantiner und Römer hinterliessen hier genauso ihre Spuren wie das Mittelalter oder die Renaissance. Eine fast sechs Kilometer lange, venezianische Stadtmauer macht die alte Stadt zur Festung aus fernen Zeiten und bietet eine berauschende Aussicht auf Täler und die nahen Bergamasker Berge.

Bedeutungsvolles Zentrum ist die Piazza Vecchia. Ihre prächtigen Palazzi und kirchlichen Prunkbauten lassen so manche Städte Italiens vor Neid erblassen. Der Palazzo della Ragione aus dem Jahre 1198 gehört mit seinen 820 Jahren zu den ältesten Palästen seiner Art im ganzen Lande, und die Stadtbibliothek gilt als eine der umfassendsten Italiens. Wer sich kunsthistorisch umtun möchte, der sollte unbedingt die Basilica di Santa Maria Maggiore besuchen. Allerdings soll man sich wappnen und etwas Zeit mitbringen. Die ganze Kirche ist ein opulentes Gesamtwerk voller Kunstwerke berühmter Künstler, bis hoch in die Gewölbe mit Fresken und Malereien verziert. Das zu verdauen, dauert seine Zeit. Ob wohl der bekannteste Opernkomponist des Belcanto, Donizetti, deshalb in seiner nur 26-jährigen Schaffenszeit über 70 Opern komponiert hat? An Inspirationen wird es ihm in dieser Kirche bestimmt nicht gemangelt haben.

Aber keine Angst, Bergamo ist nicht nur etwas für Kulturfans, es ist auch ein Eldorado für Foodies und Liebhaber von richtig guten, handgemachten Spezialitäten. Überall finden sich kleine Bars und Osterias, Salumerias und Feinkostläden locken mit verführerischen Düften in kleine Gassen. Die Gegend rund um Bergamo ist bekannt für ihre vielen Spezialitäten und es wird für jeden Gusto etwas geboten. Vom Ursprung her bietet Bergamo mit den umliegenden Alpen eine rustikale, währschafte Küche. Aber es geht natürlich auch sehr gehoben. Einer der bekanntesten Köche Italiens, Enrico Bartolini, hat hier gleich neben der zweiten Sektion des Funicolar mit dem Ristorante «Casual» einen veritablen Gourmettempel eröffnet. Gekocht wird elegant regional, verwurzelt in den Traditionen und mit authentischen Produkten, moderne Terroirküche mit viel Raffinesse, einer unglaublichen kompetenten Bedienung und einer spannenden Weinkarte.

Bergamo links liegen lassen? Geht nur wenn man es nicht kennt. Wer es einmal entdeckt hat, wird immer wiederkommen.

 

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